Ein Ort voller Geschichten, Emotionen und Kontraste erwartet Besucher im Herzen Berlins: Das Jüdische Museum Berlin zählt zu den bedeutendsten Kulturinstitutionen des Landes. Es vereint beeindruckende Architektur, bewegende Ausstellungen und persönliche Zeugnisse jüdischen Lebens aus über 1.700 Jahren. Der spektakuläre Bau von Daniel Libeskind mit seinen scharfen Linien, schiefen Böden und symbolischen Räumen lässt Geschichte spürbar werden – von Verfolgung, Exil und Neuanfang. Die Dauerausstellung verbindet historische Objekte, Kunstwerke und interaktive Medien zu einem vielstimmigen Bild jüdischer Vergangenheit und Gegenwart. Klanginstallationen, Filme und Virtual-Reality-Elemente machen den Rundgang zu einem intensiven Erlebnis. Das Museum ist dabei nicht nur ein Ort des Erinnerns, sondern auch ein Raum für Begegnung, Bildung und gesellschaftlichen Dialog. Wer sich für jüdische Kultur, Religion oder deutsch-jüdische Geschichte interessiert, findet hier Inspiration, Tiefe und neue Perspektiven – eindrucksvoll, reflektiert und aktuell.
Geschichte
Das Jüdische Museum Berlin blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Bereits 1933 eröffnete in Berlin das weltweit erste Jüdische Museum – nur wenige Tage vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Es zeigte Kunstwerke jüdischer Künstler*innen und historische Zeugnisse. Doch schon 1938 wurde es während der Novemberpogrome von der Gestapo geschlossen, die Sammlung beschlagnahmt. Jahrzehnte später, 1971, wurde die Idee einer Neugründung geboren – zunächst als jüdische Abteilung im Berlin Museum. Die Frage nach einem eigenen Haus, das jüdisches Leben umfassend dokumentiert, führte zu jahrelangen Diskussionen und Visionen.
1989 gewann der Architekt Daniel Libeskind den Wettbewerb für einen Erweiterungsbau in der Lindenstraße. Der Grundstein für das neue Gebäude wurde 1992 gelegt. Anfangs als Teil des Berlin Museums geplant, wurde das Jüdische Museum Berlin schließlich eigenständig – nicht zuletzt durch das Engagement des aus Berlin stammenden W. Michael Blumenthal. Am 13. September 2001 öffnete das Museum offiziell seine Türen. Seitdem ist es ein bedeutender Ort jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland. Mit der Eröffnung der W. Michael Blumenthal Akademie 2012 und der Kinderwelt ANOHA 2021 wächst es weiter – als Raum für Bildung, Begegnung und Erinnerung.
Architektur
Das Jüdische Museum Berlin ist mehr als ein Ausstellungsort. Es ist selbst ein Kunstwerk aus Stein, Glas und Geschichte. Verschiedene Epochen, Stile und Ideen treffen hier aufeinander und bilden ein spannendes architektonisches Ensemble.
Im Herzen der Anlage steht der Neubau von Daniel Libeskind. Mit seiner auffälligen Zickzackform aus grauem Titanzink fällt er sofort ins Auge. Keine Etage lässt sich von außen klar erkennen. Fenster schneiden wie Narben durch die Fassade. Schiefe Wände, spitze Winkel und geneigte Böden erzeugen im Inneren ein Gefühl von Desorientierung. Libeskind nannte seinen Entwurf „Between the Lines“. Damit wollte er nicht nur Räume schaffen, sondern Gefühle wecken – Unsicherheit, Verlust, Erinnerung. Die Architektur erzählt vom Bruch, von Hoffnung, von Vergangenem, das nicht vergessen werden darf.
Tief unter dem Boden verbinden unterirdische Achsen den Altbau mit dem Neubau. Diese Wege verlaufen schräg und führen zu symbolischen Orten. Einer davon ist der Holocaust-Turm: ein leerer, dunkler Raum mit einer schmalen Öffnung hoch oben. Nur wenig Licht dringt ein. Still, kühl, beklemmend – dieser Raum spricht ohne Worte.
Ein weiterer Weg endet im Garten des Exils. Auf schiefem Grund stehen 49 hohe Betonstelen. Zwischen ihnen wachsen Ölweiden. Der Besucher verliert die Orientierung, spürt Unsicherheit. Es ist ein Ort, der das Gefühl von Entfremdung und Neuanfang erfahrbar macht.
Ganz anders wirkt der barocke Altbau. Er wurde 1735 errichtet und ist heute Eingang zum Museum. Seine Fassade zeigt Ordnung, Symmetrie, Geschichte. Im Inneren finden sich moderne Elemente – ein starker Kontrast zur klaren Struktur des historischen Baus.
Zwischen diesen beiden Welten schwebt der Glashof. Auch er stammt von Libeskind. Eine gläserne Decke überspannt den Hof des Altbaus. Stahlstützen tragen sie wie ein filigranes Zelt. Hier wird Licht eingefangen und Raum geöffnet – eine moderne Interpretation der jüdischen Laubhütte „Sukka“.
Gegenüber der Hauptanlage steht die W. Michael Blumenthal Akademie. In einer ehemaligen Blumenhalle hat Libeskind drei kantige Kuben eingefügt. Sie greifen die Formensprache des Museums auf und setzen sie in einen neuen Kontext.
Das gesamte Gelände ist durchdacht gestaltet. Wege, Höfe, Gärten und Plätze tragen Bedeutung in sich. Jede Ecke, jede Linie erzählt Teil einer größeren Geschichte. Wer das Jüdische Museum Berlin betritt, betritt einen Raum der Erinnerung, des Nachdenkens und der Architektur – auf vielen Ebenen zugleich.
Ausstellungen und Sammlungen
Das Jüdische Museum Berlin bietet vielfältige Einblicke in jüdisches Leben – gestern und heute. In den Ausstellungen begegnen Sie Geschichte, Kunst und Kultur aus jüdischer Perspektive – anschaulich, berührend und interaktiv. Die Sammlungen des Museums bewahren persönliche Zeugnisse, künstlerische Werke und historische Objekte, die jüdische Erfahrungen in ihrer ganzen Vielfalt dokumentieren. Gemeinsam schaffen Ausstellungen und Sammlungen ein vielstimmiges Bild jüdischer Geschichte und Gegenwart.
Ausstellungen

Im Jüdischen Museum Berlin erleben Sie Geschichte, Kunst und Kultur aus einer jüdischen Perspektive. Die Dauerausstellung „Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland“ führt auf über 3.500 Quadratmetern durch über 1.700 Jahre jüdisches Leben – facettenreich, berührend und interaktiv.
Der Weg durch die Ausstellung beginnt mit der Videoinstallation „Drummerrsss“ von Gilad Ratman. Danach betreten Sie die markante Architektur Daniel Libeskinds. Licht, Klang und Raum entfalten hier eine eigene Wirkung. Ein skulpturaler Empfangspunkt lädt zur Entdeckungstour ein. Es erwarten Sie fünf historische Kapitel, die sich von den Anfängen jüdischen Lebens über Emanzipation, Schoa und Neuanfang bis zur Gegenwart spannen.
Die Ausstellung bringt persönliche Geschichten, religiöse Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen zusammen. Was bedeutet Heiligkeit im Judentum? Wie klingt ein jüdischer Feiertag? Welche Symbole, Riten und Bräuche prägen den Alltag? Antworten finden sich in acht Themenräumen – mit Klanginstallationen, Virtual Reality, Kunstwerken, Spielen und originalen Objekten.
Mehr als 70 Prozent der über 1.000 Exponate stammen aus der eigenen Sammlung. Besonders eindrucksvoll ist die Vielstimmigkeit der Gegenwart: Eine Video-Collage jüdischer Stimmen bildet den Abschluss – poetisch, lebendig, nachdenklich.
Sonderausstellungen ergänzen die Dauerausstellung durch wechselnde Themen. Ob historische Fotografie, moderne Kunst oder Design – sie zeigen jüdisches Leben in neuen Kontexten. Künftige Ausstellungen widmen sich etwa dem Verleger Salman Schocken oder jüdischen Designerinnen der Moderne.
Zugänglich gestaltet, bieten viele Bereiche interaktive Stationen, Hörbeispiele, Klangräume und barrierefreie Angebote – auch in Gebärdensprache.
Sammlungen

Das Jüdische Museum sammelt Objekte, die Geschichten erzählen – von Alltag, Familie, Glauben, Kunst und Identität. Jede Sammlung vermittelt ein Stück Vergangenheit, öffnet Räume zum Nachdenken und schafft Verbindungen zur Gegenwart.
Rund 9.500 Kunstwerke, 24.000 Fotografien, 1.700 Archivkonvolute und Tausende weitere Exponate gehören zum Bestand. Viele davon stammen aus Nachlässen jüdischer Familien. Briefe, Möbel, Kleidung, religiöse Gegenstände oder Bilder dokumentieren private Lebenswelten – bewahrt trotz Emigration und Verfolgung, gestiftet aus aller Welt.
Besonders viele Stücke stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie erzählen von Selbstverständnis und Wandel, Hoffnung und Verlust. Berlin spielt eine zentrale Rolle, doch auch andere Regionen und Zeiten sind Teil der Sammlung.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach 1945. Neue Objekte aus dieser Periode bereichern stetig die Sammlung. Wenn Sie selbst etwas beitragen möchten, freut sich das Museum über Angebote und Spenden.
Tickets, Preise und Angebote
Der Eintritt zur Dauerausstellung „Jüdische Geschichte & Gegenwart in Deutschland“ sowie zu den meisten Bereichen im Libeskind-Bau ist kostenfrei. Für Sonderausstellungen im Altbau wird ein Eintrittspreis von 10,00 € erhoben. Der ermäßigte Preis beträgt 4,00 €.
Adresse, Öffnungszeiten und Kontaktinfos
Um Ihren Besuch im Museum zu planen, finden Sie hier alle wichtigen Informationen zur Adresse, zu den Öffnungszeiten und zu den Kontaktmöglichkeiten des Jüdischen Museums in Berlin.
Adresse
Jüdisches Museum
Lindenstr. 9–14
10969 Berlin
Öffnungszeiten
- Montag bis Sonntag
10:00 – 18:00 Uhr
Kontakt
- Telefon:
+49 30 259 93 549 - Website:
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